Rückblick BARE Perspektive N°6

Trailerparks & „wilde Camps“ – geräumt und was dann?

Am vergangenen Montag fand im Grünen Salon eine weitere Ausgabe der BARE Perspektiven statt – diesmal zum Thema Trailerparks & „wilde Camps“ – geräumt und was dann?

Geladen waren neben Vertreter*innen von Politik und Sozialarbeit insbesondere (Ex-)Bewohner*innen prekärer Wohnformen. Die Diskussion zeigte die Lücken und Versäumnisse in der aktuellen Berliner Wohnungspolitik und den hierüber herrschenden Unmut der Betroffenen deutlich auf.

Ein ehemaliger Bewohner eines „wilden Camps“ am Hauptbahnhof erzählte, er lebe seit acht Jahren in Deutschland und bis vor kurzem stets draußen, in Camps, Parks und Hütten. Vor ca. sechs Monaten allerdings sei das Camp geräumt und den Bewohner*innen vom Bezirksamt Wedding eine alternative Unterkunft angeboten worden. Die dort nun untergebrachten Familien seien zufrieden, man habe (befristete) Arbeitsverhältnisse vermittelt bekommen und die Kinder gingen zur Schule. Das RomaTrial Jugendprojekt „Wir sind hier“ setzt seine Arbeit mit den Jugendlichen in der Unterkunft fort und auch BARE kann für weiterbestehende Beratungsbedarfe Hilfestellung anbieten.

Während in diesem Fall die Räumung eines Wohnortes verhältnismäßig gut gelaufen zu sein schien, befinden sich die Bewohner*innen des Trailerparks im Hönower Wiesenweg in einer prekären Situation: bereits seit einiger Zeit trägt das Bezirksamt einen Konflikt mit dem Eigentümer des Geländes aus, welcher die einzelnen Wohnwägen für horrende Preise vermietet. Seit nunmehr zwei Wochen sei außerdem der Strom abgestellt worden – u.a. wegen mutmaßlicher Manipulation am Stromzähler. Hierunter leiden alle Bewohner*innen stark, denn sie sind zum Kochen, Heizen und warm Duschen auf Strom angewiesen.

Die im Publikum anwesenden Bewohner*innen zeigten sich wütend und frustriert, da sich aus der Politik niemand für sie zuständig zu fühlen scheine und auch keine Sozialarbeiter*innen zu ihnen kämen, um in der Situation zu unterstützen. Die Gruppe entschied noch am selben Abend, Bezirksstadtrat Hönicke (SPD) aufzusuchen.

BARE hat sich mit diesem ebenfalls in Verbindung gesetzt und hofft auf ein baldiges Aktivwerden.

Die Sicherstellung einer alternativen Unterbringung müsse stets vorausgesetzt sein, bevor eine Räumung erfolge, so Katina Schubert, Sprecherin für Soziales und Inklusion der LINKEN. Zu häufig erfolgten diese unüberlegt und gewaltvoll, es werde Eigentum zerstört und Gruppen auseinandergerissen. Auf dem Podium sprach sie sich für einen grundlegenden Richtungswechsel in der Berliner Wohnungspolitik, mehr bezahlbaren Wohnraum und feste, allgemeingültige Quoten aus, welche Eigentümer*innen und Genossenschaften zur Unterbringung wohnungsloser Menschen verpflichten.

Komme es doch zu Räumungen, sei die Einbindung von Sozialarbeitenden wichtig für die Kontaktaufnahme und Betreuung der Bewohner*innen, so Dr. Claudia Leistner, Bezirksstadträtin der Bezirke Treptow-Köpenick. Dies bestätigten zwei ehemalige Bewohner*innen der Siedlung am Bahnhof Grünau, die ebenfalls geräumt werden soll: das Vertrauen zu Behörden sei oft aufgrund der eigenen Erfahrungen nicht mehr da. Die Ex-Bewohner*innen würdigten das Bemühen des Bezirksamts unter Leistner, die Bewohner*innen des Trailerparks in Wohnungen zu vermitteln, kritisierten jedoch auch, dass der Weg dahin extrem von (bürokratischen) Hürden gespickt und nicht für alle zu bewältigen sei.

Was das Podium deutlich zeigte und auch der anwesende Straßensozialarbeiter Philip Moninger (Gangway) betonte: solange die Krise des (bezahlbaren) Wohnraums vorherrscht, braucht es einen veränderten Umgang mit alternativen Wohnformen: für viele Menschen, die auf dem regulären Wohnungsmarkt keine Chancen haben, bleibt das Leben in Camps und Trailerparks die einzige Option, sich ein Stückweit ihre Autonomie zu bewahren. Die Unterbringung wohnungsloser Menschen nach dem ASOG* in Notunterkünften sei für viele aus unterschiedlichen Gründen (Haustiere, Suchterkrankung, Partner*innen oder schlicht dem Wunsch nach einem eigenen Zimmer, Angst vor Diebstahl) keine Option. Mit den nun begonnenen Modellprojekten sogenannter „Little Homes“ als Safe Spaces in Friedrichshain/Kreuzberg würden Probleme nur oberflächlich gelöst, viele der Negativaspekte aus den ASOG-Unterkünften seien auch hier zu finden und Wohnungslosigkeit werde somit nicht weiter bekämpft, sondern unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Lösung salonfähig gemacht.

Räumungen der Vergangenheit führten oftmals dazu, dass viele der Betroffenen nach vorübergehender Unterbringung in Hostels und dergleichen, doch wieder in prekären Unterkünften wie Trailerparks, Notunterkünften, oder auf der Straße landeten. Dies darf bei den anstehenden Räumungen im Hönower Wiesenweg und am Bahnhof Grünau keinesfalls wieder geschehen!

*allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz Berlin

Auch die Zeitschrift „neues deutschland“ berichtet über das Panel